Als Frauendreißiger wird die Zeitspanne von 30 Tagen bezeichnet, die am 15. August mit dem Fest Mariä Himmelfahrt beginnt, und am 15. September mit dem Gedenktag der Schmerzen Mariens endet. In dieser Zeit werden in vielen Regionen, besonders in Bayern und Österreich, Kräuter gesammelt und geweiht, die dann als Kräuterbuschen aufgehängt und zur Heilung oder als Schutz verwendet werden. Die Kräuter gelten in dieser Zeit als besonders heilkräftig.
Kräuterweihe am 15. August zu Mariä Himmelfahrt
Mariä Himmelfahrt ist ein christliches Fest, das Maria, der Mutter von Jesus Christus, gewidmet ist. Dabei wird Marias Aufnahme in den Himmel gefeiert, es werden Heilkräuter zu Kräuterbuschen gebunden und in der Kirche geweiht, um ihre Heilkraft noch zu verstärken. Dazu werden sogenannten Marienkräuter gesammelt, die nach der katholischen Tradition der Maria geweiht sind, zum Beispiel Schafgarbe, Lavendel und Thymian, aber auch Blumen wie Rosen und Lilien.
Es heißt, dass die Apostel am 3. Tag nach Marias Begräbnis ihr Grab besuchten, doch als sie dort ankamen, war es leer, aber es duftete nach Blumen und Kräutern. Im Grab fanden sie nur Rosen und Lilien und rundherum wuchsen Marias liebste Heilkräuter.
Magische Heilkräuter-Sammelzeit
Wie schon erwähnt, gelten die Kräuter im August und September als besonders heilkräftig. Dabei muss man sich nicht ganz streng an die Daten 15. August bis 15. September richten. Auch in den Tagen davor und danach ist eine besonders gute Zeit, um sich einen Wintervorrat an Kräutern anzulegen. Hebammen und Kräuterkundige Frauen nutzen diese Zeit seit jeher, um einen großen Vorrat an Kräutern für die Hausapotheke zu sammeln.
Gleichzeitig finde ich es eine wunderschöne Zeit, um der Natur, den Heilkräutern und ihren besonderen Kräften den Dank auszusprechen.
Heil-Kräuterbuschen binden
Auswahl der Kräuter für das Kräuterbündel
Die Kräuter, die in den Heilkräuterbuschen gebunden werden, können je nach Region und Verfügbarkeit variieren. Zu den klassischen Marienkräutern der Kräuterweihe zählen unter anderem: Baldrian, Beifuß, Dost, Eisenkraut, Frauenmantel, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Labkraut, Ringelbumen, Schafgarbe und Spitzwegerich. Seit der Zeit der Klostergärten sind auch mediterrane Würzkräuter im Kräuterbuschen vertreten, wie zum Beispiel Dill, Eberraute, Lavendel, Liebstöckel, Melisse, Salbei, Thymian und Wermut.
Als typische Marienblumen dürfen Rosen oder Lilien nicht fehlen.
Gerne werden auch drei Getreideähren, Zweige von den Lebensbäumen der Hausbewohner oder andere persönliche Pflanzen mit eingebunden.
Menge an Kräutern für das Kräuterbündel
Für einen Kräuterbuschen werden etwa 15-20 cm lange Pflanzenteile zu lockeren Häufchen ausgelegt. Kurze Pflanzenteile werden auf der gesamten Länge des Häufchens verteilt. Traditionell wird eine magische Anzahl an Kräutern verwendet, zum Beispiel:
- 9 oder durch 3 teilbar, 9 steht für 3×3 in Bezug auf die Dreifaltigkeit
- 12 steht für die Zahl der 12 Apostel
- 7 als heilige Zahl für die 7 Schöpfungs- bzw. Wochentage
Schritt für Schritt Anleitung Kräuterbündel selber machen
- Ausgewählte Kräuter zu einem Häufchen zusammenlegen.
- Das Häufchen mit einer Hand fest zusammenhalten, eine Schnur* ums untere Ende legen und mit einem festen Knoten zusammenbinden.
- Die Kräuter fest mit der Schnur umwickeln – einige Wicklungen aufwärts, dann einige Wicklungen abwärts, sodass sich die Wicklungen kreuzen.
- Die Schnur am unteren Ende wieder fest verknoten und abschneiden (Die Schnurenden etwas länger belassen, damit das Bündel zum Trocknen aufgehängt werden kann.)
- Das untere Ende des Kräuterbuschen mit einer Gartenschere* gerade abschneiden.
- Den fertig gebundenen Kräuterbuschen ca. 2 Wochen an einem luftigen, dunklen Ort kopfüber hängend trocknen.
- Wenn der Kräuterbuschen vollkommen getrocknet ist, kann es sein, dass die Schnur etwas locker sitzt (weil das Pflanzenmaterial beim Trocknen schrumpft) – dann kann man die Schnur vorsichtig lösen und den Kräuterbuschen erneut schön fest umwickeln.
Vielfach einsetzbare Kräuterbuschen
Laut Volksglauben sollen Kräuterbuschen Menschen, Tiere und Heim über das Jahr hinweg vor Unheil schützen. Deshalb werden Kräuterbuschen gerne nach bestimmten Themen und Bedürfnissen zusammengestellt, zum Beispiel mit Erkältungskräutern, Frauenheilkräutern oder Schutzkräutern.
Bei einem Heilkräuter-Buschen für die Hausapotheke wurden je nach Bedarf immer wieder Kräuter herausgenommen und verwendet, zum Beispiel für Tee. Auch wurden krankem Vieh getrocknete Heilkräuter ins Futter gemischt.
Als Schutzkräuter-Buschen wurden die geweihten Kräuterbündel in Haus und Hof aufgehängt, etwa auf die Haus- oder Stalltür. Kräuter wie Königskerze und Johanniskraut gelten als Wetterkräuter und sollen vor Gewitter schützen. Der Beifuß gilt überhaupt als magische Pflanze und Schutzkraut.
Kräuterbuschen werden außerdem gerne zum Räuchern verwendet. Zum Beispiel kann man mit den geweihten Marienkräutern zu den Rauhnächten um Weihnachten herum in Haus und Stall räuchern. Oder im darauffolgenden Jahr zum Jahreskreisfest Lughnasad ein Räucherritual zum Ausdruck der Dankbarkeit für den Beginn der Erntezeit durchführen.
Liebe Grüße,
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