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Aussaat / Anzucht im Haus: Tipps für kräftige Jungpflanzen

Im Februar beginne ich mit der Aussaat und dem Vorziehen der meisten Gemüsesorten und Kräuter. Ich bin ein großer Fan von selbst vorgezogenen Jungpflanzen. Bei mir im Haus kann ich die idealen Bedingungen zur Anzucht von Jungpflanzen schaffen. Aus meinen Erfahrungen der letzten Jahre habe ich für euch die ultimativen Tipps zusammen getragen, mit denen auch ihr kinderleicht gesunde, kräftige Pflanzen selbst im Haus aussäen und vorziehen könnt. Zu allererst solltet ihr euch allerdings überlegen, ob ihr bei euch zu Hause überhaupt einen geeigneten Platz für die Anzucht von Jungpflanzen habt. Dabei spielen Licht und Temperatur eine wesentliche Rolle (siehe bei den Tipps weiter unten). Falls ihr keine optimalen Bedingungen bei euch zu Hause schaffen könnt, ist bei manchen Pflanzen die Direktsaat im Freiland und der Kauf von Jungpflanzen vorzuziehen. Mit „vergeilten“, hochgeschossenen Jungpflanzen werdet ihr nämlich keine große Freude haben. Diese sind wenig robust und anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.

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Vorteile vom selber Aussäen und Vorziehen im Haus

In den vergangenen Jahren habe ich gute Erfahrungen mit der Anzucht von Jungpflanzen im Haus gemacht:

  • Beim selber Vorziehen im Haus erspare ich mir das Einschleppen von Schädlingen. Das kommt beim Kauf von Jungpflanzen insbesondere aus dem Handel, aber auch aus der Gärtnerei, leider regelmäßig vor.
  • Ich kann den vorgezogenen Jungpflanzen einen Wachstumsvorsprung bzw. Saisonvorsprung verschaffen. Meine ersten kleinen Salate im Garten kann ich meist schon ernten, wenn die ersten Pflanzen-Setzlinge gerade erst zum Kauf angeboten werden.
  • Durch eine gezielte Aussaat und Anzucht im Haus kann ich richtig kräftige, stämmige und gesunde Jungpflanzen vorziehen. Meiner Erfahrung nach wachsen manche Sorten unter konstanten Bedingungen im Haus schneller und kompakter, als wenn ich sie im zeitigen Frühjahr direkt im Freiland säe. Gerade im zeitigen Frühjahr sind die Temperaturschwankungen im Freien recht groß. Sind die Temperaturen sehr niedrig, dauert es lange bis die kleinen Pflänzchen draußen weiterwachsen. Inzwischen wachsen die vorgezogenen Jungpflanzen im Haus kräftig weiter.
  • Meine vorgezogenen kräftigen Jungpflanzen sind resistenter gegen Schnecken. Ich pflanze sie erst aus, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben. Im Freiland gesäte Samen haben oft gar keine Chance, weil schon die ersten Keimblätter von den Schnecken aufgefressen werden.
  • Ich beobachte die kleinen Pflänzchen leidenschaftlich gern beim Wachsen 🙂 Unglaublich wie sich aus kleinen Samen so unterschiedliche Pflanzen entwickeln, oder?
Paprika-im-Haus-vorziehen-Steiermarkgarten

Meine ultimativen Tipps zum Vorziehen kräftiger Jungpflanzen

Ausreichend Licht: Wachstumslampen, Pflanzenleuchten

Meine Erfahrung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass optimale Lichtverhältnisse das A und O bei der Anzucht im Haus sind. Ab April sind die Tage lang genug, dass die Jungpflanzen an einem sonnigen Platz genügend Sonnenlicht abbekommen. Aber im Jänner, Februar und März sind die Tage einfach zu kurz. Selbst wenn ihr einen Platz im Haus findet, an dem den ganzen Tag über die Sonne hin scheint, bekommen die Pflänzchen zu wenig Licht ab. Das Resultat sind „vergeilte“ Pflänzchen mit dünnen langen Stängeln, die wegen Mangel an Licht immer weiter nach oben bzw. Richtung Fenster wachsen. Diese haben es später im Freien schwer, weil sie schon bei leichtem Wind umknicken können. Beim Vorziehen von kräftigen Jungpflanzen vor April führt also kein Weg an Wachstumslampen bzw. Pflanzenleuchten vorbei. Dazu gibt es mittlerweile unzählige verschiedene Modelle* zu kaufen. In Kombination mit einer Zeitschaltuhr* kann man die perfekte Beleuchtungsdauer von 14-16 Stunden unkompliziert einstellen.

Außerdem ist es wichtig, dass man Lichtkeimer nicht zu dick mit Erde bedeckt. Wie es ihr Name schon verrät, brauchen sie Licht um zu Keimen. Man kann sich gut an der Samengröße orientieren: Je größer die Samen, desto tiefer kommen sie in die Erde. Kleine Samen wie von Basilikum, Salaten oder Sellerie müssen überhaupt nicht mit Erde bedeckt werden. Diese Samen einfach auf die Erde streuen, mit einem Wasserzerstäuber befeuchten und fertig.

Unterscheidung zwischen Lichtkeimern und Dunkelkeimern:

Lichtkeimer benötigen – wie der Name schon vermuten lässt – viel Licht um zu keimen. Man drückt diese Samen also nur leicht in die Erde bzw. bedeckt sie nur mit ganz wenig Erde. Sie sind meist sehr klein und haben zu wenig Energie, um den Keimling durch eine dicke Erdschicht zu bringen. Typische Lichtkeimer sind zum Beispiel Karotten, Kopfsalat, Dill und Gartenkresse. Auch Chili-, Paprika- und Tomatensamen wollen zum Keimen nur mit einer hauchdünnen Erdschicht bedeckt werden.

Im Gegensatz dazu keimen Dunkelkeimer nur bei ausreichend Dunkelheit. Man drückt sie ein paar Zentimeter in die Erde und bedeckt sie mit Erde, da ihre Keimung durch zu viel Licht gehemmt würde. Zu ihnen zählen zum Beispiel Erbsen, Kürbisgewächse und Kapuzinerkresse.

Nach der Keimung, sobald sich die ersten Keimlinge aus der Erde strecken, brauchen alle Pflanzen ausreichend Licht.

Pflanzenleuchte-Steiermarkgarten

Die richtige Erde

Aussaaterde* ist speziell für die Anzucht von Jungpflanzen konzipiert. Sie bietet den Jungpflanzen genau die Nährstoffe, die sie am Anfang benötigen. Somit sorgt sie für einen perfektes Wachstum. Ich empfehle die Erde vor der Verwendung zu sterilisieren, damit sich später keine Schädlinge wie Trauermücken breitmachen und an den jungen Wurzeln knabbern.

Bei Starkzehrern ist es besonders wichtig, dass man einige Wochen nach der Keimung bzw. 1-2 Wochen nach dem Pikieren nachdüngt. Die kleinen Pflänzchen zeigen mit gelben Blattspitzen, dass sie dringend frische Nährstoffe benötigen. Ich verwende dazu einen Flüssigdünger in sehr niedriger Dosierung. Die Düngegaben sollten dann etwa alle 3 Wochen erfolgen (Blätter beobachten).

Nach der Keimung kühler stellen

Meiner Erfahrung nach ist 15 bis 18 Grad die ideale Temperatur zum Vorziehen der meisten Jungpflanzen. Manche mögen es bei der Keimung wärmer (20 bis 25 Grad). Daher stelle ich sie direkt nach der Aussaat in ein warmes Zimmer mit Fußbodenheizung. Sobald die ersten Keimblätter zu sehen sind, kommen sie dann an ihren endgültigen Anzucht-Platz im Keller, wo ca. 16 Grad herrschen. Dort entwickeln sie sich besonders gut.

Brokkoli-im-Haus-vorziehen-Steiermarkgarten

Mäßig gießen

Selbstverständlich brauchen die Samen Wasser zum Keimen, aber die Erde sollte nicht triefend nass sein. Nachdem die ersten Keimlinge zu sehen sind, gieße ich nur noch von unten. Das heißt ich gieße das Wasser in die Unterlage und die Erde saugt sich durch die Löcher im Topfboden an. Die oberste Erdschicht bleibt dann im Idealfall trocken, damit sich keine lästigen Trauermücken ausbreiten können.

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Abhärten

Vor dem Auspflanzen müssen die vorgezogenen Jungpflanzen unbedingt abgehärtet werden. Die kleinen Pflänzchen müssen sich nicht nur an die Außentemperatur, sondern auch an Wind und Witterungsverhältnisse gewöhnen. Auch an die Sonne müssen sie sich erst mal gewöhnen, sonst bekommen sie einen Sonnenbrand. Kein Scherz! Ein Sonnenbrand äußert sich an den Jungpflanzen durch weiße Blattstellen und vertrocknete Blattenden. Am besten beginnt man etwa eine Woche vor dem Auspflanzen mit dem Abhärten. Dazu stellt man die vorgezogenen Jungpflanzen tagsüber bei passenden Temperaturen ins Freie. Zuerst im Schatten und dann schön langsam jeden Tag eine Stunde mehr in die Sonne.

Salate-im-Haus-vorziehen-Steiermarkgarten

Pflanzen vorziehen, bei denen sich die Anzucht im Haus lohnt

Dazu zählen auf der einen Seite Pflanzen mit einer sehr langen Kulturdauer wie zum Beispiel Paprika, Chili, Tomaten und Melanzani. Diese müssen in unseren Breitengraden jedenfalls vorgezogen werden, wenn man im Sommer leckere Früchte ernten will. Selbst wenn man keine eigenen Jungpflanzen vorziehen möchte, muss man diese dann kaufen. Werden diese Samen nämlich erst im Mai, wenn es warm genug für ihre Keimung ist, draußen gesät, entwickeln sich bis Ende des Sommers keine Früchte mehr.

Auf der anderen Seite gibt es Pflanzen, die ab März/April auch direkt ins Freiland gesät werden können und denen man durch die Anzucht im Haus einen erheblichen Wachstumsvorsprung verschaffen kann. Dazu zählen etwa Frühlingszwiebeln, Lauch, Kohlrabi und Mangold. Ab April ziehe ich auch Bohnen und Kürbisgewächse vor, weil sie als kräftige Jungpflanzen eine bessere Chance gegen Schnecken haben.

Einige Pflanzen mögen es gar nicht vorgezogen und umgepflanzt zu werden. Oder sie entwickeln sich nach der Direktsaat im Freiland genauso schnell und gut wie bei der Anzucht im Haus. Dazu zählen zum Beispiel Radieschen und Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken und Schwarzwurzeln.

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Checkliste zum Pflanzen selbst aus Samen ziehen

Verschiedene Samen haben verschiedene Ansprüche. Im Folgenden habe ich euch nochmal zusammengefasst, wie ihr optimale Keimbedingungen schaffen könnt und worauf ihr sonst noch achten solltet, damit sich aus eurem Saatgut gesunde und kräftige Pflänzchen entwickeln. Zusätzlich könnt ihr euch an den Angaben auf der Rückseite der Samenpäckchen orientieren.

1. Optimale Lichtverhältnisse

Bei Samen unterscheidet man zwischen Lichtkeimern und Dunkelkeimern. Als Faustregel gilt: Je größer die Samen, desto tiefer wollen sie in die Erde.

Sobald sich die ersten Keimlinge aus der Erde strecken, brauchen alle Pflanzen ausreichend Licht. Wenn man in unseren Breitengraden zwischen Jänner und März mit der Anzucht beginnt, führt keine Weg an speziellen Wachstumslampen* und Pflanzenleuchten* vorbei.

2. Die optimale Temperatur

Weiters unterscheidet man Warmkeimer von Kaltkeimern.

Warmkeimer sind wärmeliebende Samen wie zum Beispiel Tomaten, Paprika und Chili, die erst ab Temperaturen um die 20°C beginnen zu keimen. Heizmatten*, die speziell für die Samenanzucht produziert werden, garantieren gleichmäßige Ergebnisse. Ein Zimmergewächshaus* ist für diese Art der Anzucht perfekt geeignet.

Kaltkeimer sind Samen, die erst nach einer bestimmten Kälteperiode keimen wollen. Typische Kaltkeimer sind Eibisch und Zwiebelpflanzen. Deshalb werden Blumenzwiebeln wie Narzissen, Tulpen und Schneeglöckchen schon im Herbst in den Boden gesteckt.

Gemüsesorten wie Paprika und Tomaten haben eine lange Kultivierungszeit und brauchen von Beginn an einen passenden Standort. Zum Keimen lieben sie es kuschelig warm. Danach sollte man sie jedoch kühler stellen, weil sie sonst zum „Vergeilen“ neigen. Durch das unnatürliche Wärme-Licht-Verhältnis im Haus entwickeln sich nämlich schnell kränkliche, schwache Pflanzen. Nach der Keimung also besser kühler und trotzdem so hell wie möglich stellen. Je höher die Temperaturen, desto mehr Licht brauchen die Pflänzchen.

Bei manchen Samen lohnt es sich außerdem diese vorzukeimen bevor sie in die Erde kommen.

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3. Die optimale Erde

Anzuchterde ist nährstoffarm und frei von Keimen. Damit bietet sie den Samen einen idealen Start ins Pflanzenleben. Man verwendet sie für alle Pflänzchen, die vorgezogen werden, sowie für Kräuter, von denen die meisten ohnehin nur wenige Nährstoffe brauchen.

Samen, die nicht zur Anzucht verwendet, sondern direkt im Freiland ausgesät werden, werden gleich in die für sie passende Erde gesät.

4. Die optimale Feuchtigkeit

Alle Samen brauchen Wasser um zu keimen. Bevor man die Samen in die Anzuchterde gibt, wird sie gewässert bis sie schön feucht, aber nicht triefend nass ist. Dann wird sie in die Anzuchtschalen gefüllt. Diese werden fest auf den Tisch geklopft, so dass sich die Erde setzt und sich Luftlöcher schließen. Als nächstes legt man die Samen in die Erde und breitet eine dünne Lage Anzuchterde darüber aus (die Menge bzw. Höhe richtet sich nach Hell- oder Dunkelkeimern). Im Idealfall hält man die Erde während der Anzucht mit Hilfe eines Wasserzerstäubers gleichmäßig feucht. Damit wird einerseits gewährleistet, dass sie nie so sehr durchnässt wird, dass die Samen schwimmen (das könnte dazu führen, dass die Samen faulen). Andererseits wird vermieden, dass die Erde oder die Samen beim Gießen weggeschwemmt werden, wie es bei einem starken Wasserstrahl der Fall wäre.

Bei der Anzucht von Warmkeimern wird eine Folie oder Plastikhaube über das Anzuchtgefäß gestülpt, um einen Treibhauseffekt zu erzeugen. Dadurch trocknet die Erde trotz hoher Temperaturen nicht so schnell aus und die Samen haben es kuschelig warm.

Nachdem die Pflänzchen aufgegangen sind, sollte man weniger gießen. Am besten von unten, indem man das Wasser in die Unterlage gießt. Somit wird auch die Wurzelbildung angeregt.

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5. Der optimale Zeitpunkt

Mich juckt es oft schon im Jänner in den Gartenfingern und ich möchte am liebsten sofort loslegen. Man sollte zuvor jedoch überlegen, ob man den Samen bereits optimale Bedingungen (siehe Wärme-Licht-Verhältnisse oben) und damit die Chance zu kräftigen, gesunden Jungpflanzen heranzuwachsen, bieten kann.

Auf der Rückseite von Samenpäckchen sind ideale Anzucht- bzw. Aussaattermine angegeben.

6. Pikieren

Von allen Pflänzchen, die gezogen und später in andere Erde umgesetzt werden, können pro Gefäß mehrere Samen gesät und die Keimlinge später pikiert werden. Pikieren heißt nichts anderes, als dass man die Pflänzchen mit Hilfe eines Pikierstabs, Bleistift oder Eisstiel aus dem gemeinsamen Anzuchtstopf in jeweils eigene kleine Töpfchen umsetzt. Pikieren sollte man, sobald sich das erste richtige Blattpaar nach den Keimblättern gebildet hat. Zu diesem Zeitpunkt beginnt nämlich der Konkurrenzkampf um Licht, Platz und Nährstoffe im gemeinsamen Anzuchtstopf. In eigenen Töpfchen mit passendem Substrat können sich die Pflänzchen optimal entfalten.

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Weitere umfangreiche Tipps und Inspirationen zur Anzucht findet ihr beim Gartengemüsekiosk, wo ich mich auch selbst gerne immer wieder inspirieren lasse.

Bei Marie von Wurzelwerk könnt ihr euch einen gratis Aussaatkalender für Gemüse holen. In diesem werden die passenden Aussaattermine, unter Berücksichtigung des Mondkalenders, ausgewiesen und auch Folgesaaten berücksichtigt.

Viel Spaß bei der Anzucht und viel Freude mit den kräftigen Jungpflanzen!

Liebe Grüße,

Unterschrift-Carina

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